Viele, vor allen Dingen höherwertige, Lautsprecherboxen benötigen eine gewisse Einspielzeit, bis sie optimal klingen.
Dynamische Lautsprecherchassis sind mechanisch als bedämpftes Feder-Masse-System zu betrachten. Das federnde Element hierbei ist die Zentriersicke und (in geringerem Maße) die Membraneinspannung des Lautsprecherchassis.
Reale mechanische Federelemente haben die Eigenschaft, nach längerem starkem Gebrauch "auszuleiern" und damit ihre Parameter (Steifigkeit) zu verändern. Die Resonanzfrequenz sinkt und mit ihr die Güte des Schwingungssystems. Unter Güte (auch Q-Faktor) versteht man das Maß der Dämpfung des Schwingungssystems bei der Resonanzfrequenz. Sinkt die Güte, verbessert sich das Ausschwingverhalten des Systems.
Die endgültige Abstimmung eines Lautsprechersystems ist aber in der Regel für den Fall nach einer längeren Einspielzeit vorgesehen, wo sich die Parameter eines Chassis nicht mehr weiter groß ändern.
Das bedeutet, daß am Anfang jeder Einspielphase die Lautsprechersysteme falsch bedämpft sind. Die mechanischen Widerstände innerhalb des Chassis sind noch sehr hoch, die Baßwiedergabe ist in Tiefe und Dynamik eingeschränkt, der Mitteltonbereich klingt ebenfalls eng und gepreßt.
Der Idealfall eines Wandlers wäre es, wenn die Bewegung der Membran grundsätzlich nur vom elektrischen Signal abhängig wäre. Bis auf ein paar "exotische" Konstruktionsansätze sind wir davon allerdings noch weit entfernt.
Bei TMR werden die Einzellautsprecherchassis im Werk "vorgealtert", d.h. bei sehr niedriger Frequenz und mittlerer elektrischer Leistung (hängt von der max. Auslenkung der Chassis ab) müssen die Chassis eine Woche lang durchhalten. Nach dieser Zeit haben sich die Parameter immerhin schon um 10-15% verändert, so daß sie ausgemessen und selektiert werden können. Trotzdem ist nach einer Einspielzeit von vier bis sechs Wochen immer noch eine deutliche Klangveränderung festzustellen.
Oftmals wird behauptet, daß eine Einspielzeit von ein paar Stunden ausreichen müßte, da danach die Lautsprecher ihre Parameter nicht weiter groß verändern würden. Das ist auch soweit richtig, allerdings kehren die Chassis dann nach einer gewissen Ruhezeit wieder zu ihren alten Parametern zurück (eine Art "memory-effect").
Eine echte Manifestierung der neuen Parameter erhält man somit erst wirklich nach einer deutlich längeren Einspielphase.
"Clevere" Hersteller stimmen ihre Systeme so ab, daß sie (verkaufsfördernd) "aus dem Karton" gut klingen, indem die Gesamtdämpfung der Systeme bewußt niedrig gehalten wird (u.a. durch Mini-Magneten). Das böse Erwachen kommt (manchmal) für den Kunden erst nach einem halben Jahr.
Nicht ganz einfach in dieser Hinsicht haben es Systeme mit sehr hohem Wirkungsgrad (z.B. die TMR 10 oder TMR 100), da hier die Einspielzeit besonders lange dauert, da in der Regel bei Normalbetrieb die Auslenkungen der Membranen sehr klein sind, der "Ausleier"-Effekt daher hier etwas später auftritt.
Um den Voralterungsprozeß beim Kunden zu unterstützen, verfügen alle TMR Vor- und Vollverstärker über eingebaute Rauschgeneratoren (u.a. Pink Noise), die eine gleichmäßige und breitbandige Voralterung gestatten, ohne daß eine zusätzliche Signalquelle auf Endlosbetrieb geschaltet werden muß.
So kann man auch in Abwesenheit die Lautsprecher einspielen lassen. In der Praxis hat sich ein gegenphasiger Anschluß der beiden Kanäle, verbunden mit einer Front an Front Gegenüberstellung der Lautsprecherboxen, über die vielleicht noch ein bis zwei Decken geworfen werden, als günstig herausgestellt.
Die Nachbarn werden es Ihnen danken ;-).