Mitte der siebziger Jahre machte in der Berliner Highend-Szene (ein kleiner überschaubarer Haufen von Leuten, die sich mit der Entwicklung von "deutschem" Highend-Produkten beschäftigten) ein Gerücht die Runde. Es gäbe da einen ganz netten Typen namens Dieter Burmester, der einen Super-Vorverstärker entwickelt hätte. Diesen Vorverstärker anzuhören, war natürlich ein Muss. So lernte ich Dieter kennen.

 

Dieter betrieb zusammen mit Jürgen Martens und Rainer Döring ein kleines Ladenlokal in Berlin-Friedenau, wo er seinen Vorverstärker und andere Geräte fertigte und präsentierte.

Sein Vorverstärker war sehr beeindruckend. 24Karat-vergoldete Frontplatte mit einer LED-Kette als Pegelanzeige, das machte schon etwas her und verströmte, zusammen mit dem aufgeräumten und sauber verdrahteten Innenaufbau, das seinerzeit angesagte Highend-Feeling.

Da wir in der Folge gegenseitig Geräte austauschten (ich hatte gerade zu der Zeit ein paar neue Lautsprecherboxen entwickelt), konnte ich mich auch von klanglichen Qualität seines Vorverstärkers überzeugen.

Das nächste Mal begegneten wir uns 1978 bei Wolfgang Meletzki, wo dieser uns und Klaus Heinz (jetzt Adam Audio) seinen neu entwickelten Biegewellenstrahler vorstellte.

In den nächsten Jahren nahm dann der Mythos "Burmester" langsam Fahrt auf und Dieter zog mit seiner Firma in eine große Altbauwohnung am Schöneberger Victoria-Luise-Platz.In der Küche wurde gelötet, die Montage - und Messplätze waren im Wohnzimmer. Dort hatte ich ihn ein paar Mal besucht und er führte mir seine Neuentwicklungen vor, u.a. auch seine ersten Versuche mit Endverstärkern.

 

Irgendwann entstand der Gedanke des gemeinsamen Auftretens auf Messen und Händlerveranstaltungen und Ende der achtziger Jahre konnten wir (TMR) Dieters neueste Entwicklungen exklusiv auf der Highend in Gravenbruch vorführen, während er "kalte Messe", d.h. nur Ausstellung machte.

So entstand eine ziemliche enge persönliche Beziehung zwischen beiden Firmen und ihren Inhabern.

Ich habe nach Händlerveranstaltungen oft mit Dieter hinterher in einem Hotelzimmer gesessen und den Tag bei einem Bier mit ihm Revue passieren lassen.

 

Inzwischen residierte Dieter in der Wilmersdorfer Nestorstraße in einer vergleichsweise großzügigen Fabriketage.

Die TMR Standard wurde dort als Abhör- und Vorführlautsprecher benutzt.

Das verlief alles ziemlich harmonisch bis zum Jahr 1990, als eine Gruppe von Dieters Mitarbeitern mich bat, mit ihnen zusammen eine neue Firma zu gründen.

Danach folgte für mich eine interessante, aber auch sehr kostenintensive Periode (Verstärkerentwicklung), während Dieter mit der Entwicklung von Lautsprecherboxen begann.

Das waren in kurzen Worten unsere bisherigen gemeinsamen Berührungspunkte, aber noch nicht das Ende der Geschichte.

 

2012 hatte ich mich bereit erklärt, seine zukünftigen Lautsprecherprojekte mitzugestalten. Die Folge war ein eineinhalb Jahre lang andauernder, sehr enger täglicher Kontakt mit Dieter bis September 2013.

Ich persönlich habe Dieter im persönlichen Kontakt immer als warmherzigen und sehr kollegialen Menschen erlebt.

Erst wenn man selbst aus ähnlichen Startbedingungen wie Dieter sich in der Branche hocharbeiten musste, ist man vermutlich in der Lage, Dieters Lebensleistung ausreichend zu würdigen. Er hatte alles erreicht, was man in dieser Branche in Deutschland erreichen konnte.

Sein Ritterschlag, und das hat er selbst auch so empfunden, war zweifellos die Listung als exklusiver Zulieferer von Porsche und Mercedes.

Trotzdem hätte keiner, der ihn näher kannte, mit ihm tauschen wollen. Dieter hat, wie ich finde, für seinen Erfolg einen hohen Preis zahlen müssen.

Die letzten Jahre, in denen ich ihn in nächster Nähe erleben durfte, war er nur mit der Abarbeitung seines Terminkalenders beschäftigt.

 

Andere genießen in diesem Alter längst ihren wohlverdienten Ruhestand. Er hatte zwar einige Zeit zuvor versucht, kürzer zu treten, indem er Verantwortung abzugeben versuchte, aber die Sorge um das Wohlergehen und den Weiterbestand seiner Firma hat ihn schnell wieder, nicht zuletzt nach gemachter schlechter Erfahrung, davon Abstand nehmen lassen.

Mir erzählte er einmal, daraufhin angesprochen, ein Bekannter von ihm hätte auch seine Firma verkauft, um den Ruhestand zu genießen, danach wäre es ganz schnell mit ihm bergab gegangen. Das hätte ihn sehr beeindruckt.

Dieter war ein unermüdlicher Arbeiter, der sich auch um die geringste Kleinigkeit in seiner Firma und in seinen Produkten gekümmert hat.

"Überall dort, wo mein Name drauf steht, habe ich die Verantwortung und die kann mir niemand abnehmen. Ich möchte, dass meine Geräte nicht irgendwann auf dem Müll, sondern im Museum landen."

"Nicht Reden - Machen!" war seine Devise.

Natürlich war auch Dieter wie jeder andere ein Mensch mit Ecken und Kanten. Er ließ z. B. nie einen Zweifel aufkommen, wer in seiner Firma das Sagen hatte.

Aber er fühlte sich gleichzeitig auch immer für alle verantwortlich und ließ alle Mitarbeiter am gemeinsam erarbeiteten Erfolg teilhaben.

 

Ich bin dankbar, dass ich mit ihm einen Teil des Weges gemeinsam gehen durfte. Er wird mir unvergessen bleiben.

 TMR und DB 2013

TMR und DB 2013