Unverzichtbares Glied einer gut klingenden Musikwiedergabekette ist ein akustisch geeigneter Hörraum.
Dieser Umstand, obwohl allgemein bewußt und anerkannt, beschreibt sich leichter als daß er umgesetzt wird. Akustische Raumgestaltung gehört im professionellen (auch und gerade da) und privaten Bereich zu den typischen "Try-and-Error"-Angelegenheiten. Natürlich läßt sich dank moderner Rechentechnik sehr viel simulieren und vorausberechnen, aber vor unangenehmen Überraschungen ist niemand sicher, auch der Profi nicht.
Mathematische Modelle erlauben bislang immer nur eine grobe Annäherung an die Realität.
Bei wichtigen Projekten werden dann schon einmal Modelle des Hörraums im Maßstab 1:10 gebaut, um dann mittels akustischer Meßtechnik (natürlich dann im Frequenzmaßstab 10:1 erhöht, d.h. im Ultraschallbereich) die Verhältnisse im betreffenden Raum zu untersuchen.

Soweit brauchen wir im Heimbereich natürlich nicht zu gehen.
Der Maßstab ist hier der persönliche Anspruch des Hörers. Der aber wiederum ist keine konstante Größe, sondern im hohen Maße von der persönlichen Hörerfahrung abhängig.

Erfahrungsgemäß divergiert der Hörgeschmack und die Erwartung an das zu liefernde Klangbild innerhalb einer Gruppe von Hörern mit wenig Hörerfahrung stärker als innerhalb einer Gruppe von Hörern mit viel Hörerfahrung.
Je mehr Erfahrung beim Hörer vorhanden ist, desto mehr "kristallieren" sich klare und hörerübergreifende Anforderungen an den Hörraum heraus. Irgendwann landet man bei den Hörraumbedingungen, die schon seit einiger Zeit in international verbindliche Normen formuliert wurden, um überall auf der Welt im Zweifelsfall vergleichbare gute Abhörbedingungen zu gewährleisten.

Bewährt hat sich der IEC-Standard von 1983 (IEC Publications 268-13, Sound System Equipment, Part 13: Listening Tests on Loudspeakers), vergleichbar mit DIN Standard 45 573, Teil 4 von 1979, der folgendes empfielt:

Raumgröße: ca. 80 m³,
Nachhallzeit: 0,4 ±0.05 s (250 - 4000 Hz), bzw. maximal 0.8 s bei tiefen Frequenzen
.

Bei einer üblichen Deckenhöhe von ca. 2,70m kommen wir auf eine Grundfläche von 30m². Das liegt durchaus im Bereich der üblichen privaten Hörräume und reicht für die meisten musikalischen Darbietungen. Allerdings sollte man auch bedenken, daß für eine natürliche Tieftonwiedergabe hinunter bis 20Hz schon Räume von mindestens 100m³ (entspricht 35-40m² Fläche) erforderlich sind.

Typische Werte in unbehandelten Wohnräumen reichen von 0.1-1s (bei 500Hz), der typische Durchschnittswert liegt um die 0.5s. Das bedeutet, daß ein Wohnraum, der mitteleuropäisch gemütlich eingerichtet ist, in der Regel schon gute Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Musikwiedergabe beinhaltet. Wichtig ist nur eine gleichmäßige Nachhallzeit über den gesamten mittleren Frequenzbereich. Bei 50Hz darf die Nachhallzeit ruhig doppelt so hoch sein wie bei 1kHz. Das liegt noch innerhalb das Arbeitsbereiches, für den die meisten Lautsprecherboxen konstruiert worden sind.

Messung der Nachhallzeit

(Die Optimierung eines Hörraums ohne ein Minimum an Meßtechnik ist zwar grundsätzlich auch möglich, gestaltet sich aber u.U. sehr langwierig und u.U. kostenintensiv infolge Fehlinvestitionen.)

Bei der Messung der Nachhallzeit im Wohnraum sollten mindestens 10 Messungen an verschiedenen Punkten (vorzugsweise um den Abhörplatz herum) gemacht und diese dann gemittelt werden. Eine Messung am Hörplatz ist allein nicht aussagekräftig. Auch sollte die Nachhallzeit möglichst nur in Oktavbandbreite gemessen werden, um nicht durch messpositionsbedingte Ausreißer der Nachhallzeit zu Fehleinschätzungen zu gelangen.
Erst wenn man konkreten akustischen Problemen auf die Spur kommen will, sollte man zu schmalbandigen Messungen (z.B. Terz oder gar Sinus) wechseln.
Das Problem ist hier wie bei allen akustischen Messungen, daß man ein dreidimensionales Schallfeld nur sehr eingeschränkt (bei vertretbarem Aufwand) durch eindimensionale Messpunkte beschreiben kann. Dies ist u.a. der Hauptgrund, warum manche "Meßergebnisse" mit dem Höreindruck nicht wirklich korrelieren.

Auch gehörmäßig läßt sich die resultierende Nachhallzeit quantitätsmäßig einigermaßen abschätzen. Die Stimme eines Sprechers im Raum sollte offen und frei klingen, weder überdämpft oder "trocken" (zu kurze Nachhallzeit), noch "hallig" (zu lange Nachhallzeit). Auch ein lautes Händeklatschen oder knallartige Impulse wie z.B. das Zusammenschlagen zweier Holzbretter, speziell auch in den Raumecken, zeigt einige Eigenschaften des Raumes auf.
Wichtig ist, daß man zunächst einen Überblick und ein Gefühl für die vorhandenen Eigenschaften des (zunächst nur nach wohnlichen Gesichtspunkten gestalteten) Raumes bekommt.

Falls man mit einem leerem Raum beginnt, sollte jetzt vorsichtig mit der absolut notwendigen Möbelierung und Dekorierung begonnen werden. In dem Augenblick, wo die Stimmwiedergabe eines Sprechers anfängt, dumpf oder bedeckt zu klingen, sollte man aufhören und die letzte Maßnahme, die zu einer bedeckten Stimmwiedergabe geführt hat, zurücknehmen. In der Praxis kann das in einem ansonsten natürlich klingendem Raum ein z.B. ein zusätzlich eingebrachter Flokati-Bodenteppich, ein Vorhang oder ein Wandteppich sein.

Wie geht man jetzt am besten weiter vor?

Die Nachhallzeit des Raumes nehmen wir jetzt erst einmal so wie sie ist, selbst wenn zunächst in Einzelbereichen der Nachhallzeitkurve Handlungsbedarf vorhanden wäre. Also zunächst keine weiteren Bemühungen zur Optimierung des Nachhallverlaufs. Warum, dazu später.

Als erste Maßnahme empfiehlt sich die Aufstellung der Lautsprecherboxen und die Festlegung der ungefähren Hörposition. Hier hat man aufgrund der vorhandenen Möbelierungen, des Raumzuschnittes und den Wünschen der Heimleitung den vergleichsweise geringsten Handlungsspielraum, so daß dieser Punkt als erstes festgelegt werden muß. Glücklich nennen darf sich der, der von solchen Prämissen unabhängig seinen privaten Hörraum gestalten darf.

Die individuelle Aufstellung der Lautsprecherboxen ist von Konstruktion und Fabrikat unterschiedlich. Ein möglichst großer und dazu für links und rechts gleichmäßiger Abstand zu allen Wänden empfiehlt sich aber in fast allen Fällen.
Schon zu diesem Zeitpunkt empfiehlt sich die Beobachtung der Tieftonwiedergabe. Wenn man mehrere Positionen zur Auswahl hat, sollte diejenige mit dem ausgeglichensten Verlauf gewählt werden.
Näheres zur Optimierung der Tieftonwiedergabe dann weiter unten.

Zu diesem Zeitpunkt ist "nur" eine stabile Stereo-Mitte das vorläufige Ziel unsere Bemühungen.
Dazu verwendet man idealerweise eine Testplatte mit korreliertem "Rosa-Rauschen", d.h. reines Monorauschen, oder das Zwischenstationsrauschen (Muting ausschalten!) eines alten UKW-Tuners mit Monoschaltung. Eine Nachrichtensprecherstimme in Mono geht auch.
Man dreht die Lautsprecherboxen jeweils so ein, daß sich eine stabile Mittenortung bei Mono einstellt. Man wird feststellen, daß zu diesem Zweck die Lautsprecherboxen u.U. links und rechts unterschiedlich eingewinkelt werden müssen. Vermutlich wird auch das Rauschen auf beiden Boxen an der jeweiligen Hörposition unterschiedlich klingen, wenn man beide Lautsprecherboxen einzeln betreibt. Um sich Gewißheit zu verschaffen, sollte man jetzt die linke und rechte Box miteinander vertauschen und den Klang vergleichen.

Nur wenn die akustischen Verhältnisse auf der linken und rechten Seite absolut gleich sind (was in der Realität nur selten der Fall ist) und beide Lautsprecherboxen ebenfalls akustisch gleichartig abstrahlen (das setzt eine sehr enge Selektion der Chassis voraus), wird man keinen Unterschied feststellen können.
Asymmetrische akustische Verhältnisse können z.B. durch eine Fensterfront auf der linken Seite und einen Bücherschrank oder Wandteppich auf der rechten Seite entstehen.

Unsere erste akustische Maßnahme sollte also die akustische Symmetrierung der Hörsituation sein.
Klingt die linke Seite (die mit der Fensterfront) "heller" als die rechte, müssen Vorhänge her, oder, falls es sich um eine nackte Wand handelt, ein Wandteppich in der Nähe der Lautsprecherbox. Alternativ kann man auch die andere Seite durch Anbringen einer reflektierenden Fläche (verglastes Bild) klanglich etwas "aufhellen".
Wichtig ist, daß nachher beide Lautsprecherboxen gleich oder mindestens möglichst ähnlich klingen. Parallel dazu kann die Anwinkelung der Lautsprecherboxen etwas reduziert werden und darf dann, bei erfolgreicher Symmetrierung, vom Winkel her auf beiden Kanälen fast gleich sein. Das Feintuning, d.h. die endgültige Anwinkelung, sollte dann erst am Ende aller akustischen Maßnahmen noch einmal vorgenommen werden.

Die Maßnahmen zur akustischen Symmetrierung dürfen jetzt nicht mehr verändert werden, weder von der Position her noch in der Quantität, damit die Symmetrierung gewährleistet bleibt.
Alle weiteren Maßnahmen zur Linearisung der Nachhallkurve müssen nun daher außerhalb des direkten Schallfeldes der beiden Lautsprecherboxen angebracht werden.

Es soll hier garnicht weiter auf die verschiedenen Arten und Ausführungen der Dämpfung eingegangen werden, das würde den Rahmen hier sprengen, sondern eher die grundsätzliche Vorgehensweise und einige nützliche Hinweise bei der Raumoptimierung beschrieben werden.
Wissenswertes zu Maßnahmen zur Beeinflussung der Nachhallzeit durch Plattenabsorber und Helmholtzresonatoren findet man bei uns u.a. hier.

Grundsätzlich sollten akustische Maßnahmen wie Absorber und Resonatoren so sparsam wie möglich eingesetzt werden.

Ein reflexionsarmer Raum (ebenso wie ein Hallraum als Gegenpart) ist der ungünstigste und unnatürlichste Raum zum privaten Musikhören. In diesem Punkt herrschen allerdings noch weitverbreitet Mißverständnisse und falsche Vorstellungen.
Jeder, der dazu einmal Gelegenheit hatte, weiß, daß sich schon nach kurzem Aufenthalt in einem (quasi)reflexionsarmen Raum Unbehagen, Beklemmung und beim längeren Musikhören ein Gefühl der Lästigkeit einstellt.
Bei einem überdämpften Wohnraum stellen sich diese Gefühle entsprechend dem Grad der Reflexionsarmut mehr oder weniger schnell ein. Meßtechnisch sind einfach die Nachhallzeiten zu kurz, meistens sogar noch frequenzabhängig.

Exkurs Diffusschall
Beim natürlichen Hören trifft der Raumschall im Gegensatz zum Direktschall aus allen Richtungen ein. Für den Nachhall bedeutet dies, daß das Gesetz der Ersten Wellenfront greift und frühe erste Reflexionen durch nah bei den Schallquellen gelegene Reflexionsflächen zur Deutlichkeits- und Lautheitssteigerung der Schallquellen führen.
Bei der Stereophonie ist dies nicht der Fall.
Hier treffen alle Rauminformationen und die Direktschallanteile nur von vorne auf den Hörer und tragen (wenn überhaupt) nur wenig zur Lokalisation, sondern mehr zu Raumeindruck und Entfernungswahrnehmung bei.
In der Regel handelt es sich bei "Rauminformationen" innerhalb einer Aufnahme um nachträglich zugefügten Nachhall (von Klassikproduktionen mit eingemischtem Original-Raumhall einmal abgesehen).
Ein gewisser Anteil gleichmäßig verteilten Diffusschalls trägt daher zur Lautstärkeerhöhung und auch zur Lokalisation der (virtuellen) Schallquellen bei (Räumlichkeit, Tiefenstaffelung). Bei zuwenig Diffusschall klebt der Klang an den Lautsprecherboxen, eine bestimmte Art von tonalen Verfärbungen tritt auf - kurz: es klingt unnatürlich.

Die Linearisierung der Nachhallkurve sollte auf dem höchstmöglichem Energieniveau stattfinden.

Das hört sich jetzt etwas esoterisch an, gemeint ist aber damit, daß möglichst nur die Extremwerte der Nachhallzeit auf das mittlere Niveau gebracht werden sollten. Jede breitbandige überflüssige Dämpfung senkt für einen vorgegebenen Pegel das Gesamtenergieniveau, so daß für gleichen Pegel der Verstärker mehr Leistung liefern und die Lautsprecherboxen mehr Leistung verarbeiten müssen; beides ist dem Klang nicht förderlich. Außerdem sinkt die "Lebendigkeit" der Wiedergabe.

Sofern es die Verhältnisse erlauben, sollte zumindest im Mittel-Hochtonbereich so viel wie möglich mit Diffusoren anstatt mit Absorbern gearbeitet werden.
Durch die Streuung der Reflexionen über Diffusoren wird der „Sweet Spot“ an der Hörposition größer, weil der Bereich im Raum, in dem ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Direktschall und Diffusschall herrscht, größer wird.

Ohne Meßtechnik wird es jetzt schwierig und nur unter einem sehr hohem Zeitaufwand mit dem "Try-and -Error"-Verfahren möglich. Eine Beeinflussung der Extremwerte der Nachhallzeit sollte sich wirklich nur auf diese beschränken, d.h. bei schmalbandigen Peaks der Nachhallzeit muß auch möglichst mit schmalbandig wirkenden Absorbern gearbeitet werden.
Neuralgische Punkte sind die Raumecken - Dreieckskissen in den Raumecken z.B. mindern die gröbsten Flatterechos.

Im mittleren und hohen Frequenzbereich ist die Position der Absorber im Raum weniger von Bedeutung als im tieffrequenten Bereich. Im mittleren und hohen Frequenzbereich baut sich das diffuse Schallfeld sehr schnell auf, und wird durch die geringen Wellenlängen sehr schnell durch absorbierende Oberflächen bedämpft.
Im tieffrequenten Bereich breitet sich der Schall als Welle aus. Hier muß der Absorber im Druckmaximum der zu dämpfenden Frequenz positioniert sein.

Nach jeder Maßnahme sollte ein gehörmäßiger Check stattfinden. Leidet die Lebendigkeit und/oder wird das Klangbild muffig, war die letzte Maßnahme zuviel des Guten und muß zurückgebaut werden.
Der Einfluß der Hörraumdecke sollte nicht unterschätzt werden. Hat man die Möglichkeit, die Decke etwas abzuhängen, so lassen sich leicht Dämmplatten mit den unterschiedlichsten Eigenschaften (z.B. http://www.knauf.at/dano_sak_abgeh.shtml) einsetzen.
Dem Schalldruck ist es egal, wo oben oder unten ist. Über eine entsprechende Deckenkonstruktion lassen sich auch innenarchitektonisch durchgestylte Räume, bei der akustische Maßnahmen nicht eingeplant waren, entsprechend in den Griff bekommen.

Es wird übrigens laut IEC empfohlen, auch hinter dem Hörer für Dämpfung zu sorgen, um starke Reflexionen mittler und hoher Frequenzen zu unterbinden.
Ob man hinter den Lautsprechern dämpft oder eher für reflektierende Flächen sorgt, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Art der Lautsprecherboxen.
Dipolstrahler z. B. bevorzugen etwas Dämpfung (Absorptionskoeffizient ca. 0,25 bei mittleren Frequenzen) an der rückwärtigen Wandseite.
Bei üblichen Lautsprecherboxen läßt sich durch Variation der Dämpfung bzw. Reflexionsgrades die Größe der Stereo-Abbildung verändern. Bei zu kleiner Abbildung gehört mehr Reflexionsfläche hinter die Lautsprecherboxen, bei zu großer Abbildung muß hinter den Lautsprecherboxen für mehr Dämpfung gesorgt werden.

Exkurs LEDE:
Ein anderes Konzept ist unter dem Namen "Live-End, Dead-End" (LEDE) von Don Davis und Chip Davis 1980 in den USA vorgestellt worden. Speziell für die Erfordernisse in Studios entwickelt, wird hier ein spezieller achteckiger Raum um die vorne in der Wand eingebauten Lautsprecherboxen sehr stark bedämpft, während um die Abhörposition herum harte Diffusoren an den Wänden angebracht sind.
Parallel dazu wurde in Europa von Jensen ein Konzept vorgestellt, das dem LEDE-Konzept genau umgekehrt entsprach, also hinter dem Hörer stark bedämpft und um die Lautsprecherboxen herum stark reflektierend. Beide Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile im Studiobetrieb und lassen sich auf häusliche Verhältnisse aus verschiedenen Gründen nicht so einfach übertragen.

Exkurs Equalizer:
Als generelle Regel gilt hier, daß möglichst nur Frequenzgangabweichungen mit Minimum-Phase-Charakter, d.h. Abweichungen, die durch Vergrößerung der Strahlungsimpedanz des Lautsprechers wie z.B. wand- oder ecknahe Aufstellungen enstehen, u.U. korrigiert werden sollten.
Alle Frequenzgangprobleme, die durch Überlagerung von komplexen Reflexionen und Raumresonanzen entstanden sind, lassen sich nicht mit Equalizing (digital oder analog) lösen, sondern die Probleme werden in der Regel eher noch verschärft, vor allen Dingen unter Berücksichtigung verschiedener Hörpositionen.
Selbst modernste adaptive Digitalfiltertechniken erlauben zwar eine äußerst genaue Korrektur aller Parameter, aber eben auch nur für einen bestimmten Meßpunkt.

Ein oft vernachlässigter Gesichtspunkt ist der mittlere Schalldruckpegel, mit dem abgehört werden soll.
Je höher der Abhörpegel, desto länger ist die Nachhalldauer, nämlich die Zeit, in der der Nachhall unter die Hörschwelle abgeklungen ist. Je lauter man hört, desto mehr Dämpfung kann daher erforderlich sein. Allerdings würde dann der Raum für niedrigere Abhörpegel wiederum überdämpft klingen - ein klassischer Zielkonflikt.

Anderseits: Wird ausschließlich leise gehört, so sind fast nie Dämpfungsmaßnahmen nötig, da hier die Nachhalldauer sehr kurz ist.

Tieftonwiedergabe

Eines der Hauptprobleme ist in der Praxis der Tieftonbereich - entweder ist der Pegel zu niedrig oder zu hoch. Die Abhängigkeit der Tieftonwiedergabe von der Raumgröße wurde schon angesprochen.

Vergleicht man die Schalldruckmessung eines Lautsprechers im reflexionsarmen Raum (RAR) mit der Messung des gleichen Lautsprechers im Hallraum, so ist der Anteil an tieffrequenter Energie bei der Messung im Hallraum deutlich höher als bei der Messung im RAR. Da im Tieftonbereich die Energie fast kugelförmig abgestrahlt wird, kann bei einer Messung im Wohnraum (der von den Eigenschaften her in der Mitte zwischen RAR und Hallraum liegt), in der Regel auch nur ein Teil der Tieftonenergie vom Meßmikrofon erfasst werden.
Einzelne Meßergebnisse sind daher grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen und sollten nicht überbewertet werden.

Zunächst sollte eine Nahfeldmessung am Tieftonchassis (so dicht wie möglich an der Membran messen) klären, welcher relativer Tieftonpegel bei welcher Frequenz grundsätzlich mit dem betreffendem Lautsprecher möglich ist. Der Absolutwert interessiert hier also nicht, sondern nur der Verlauf über der Frequenz. Bei offenen Lautsprechern (Baßreflex u.ä. ) wählt man eine Meßposition zwischen Chassis und Öffnung.
Die zum Teil extremen Unterschiede zwischen der Messung im Raum und der Nahfeldmessung am Lautsprecher sind raum- bzw. aufstellungsbedingt.

Mit den Raummoden muß man notgedrungen leben und sie gezielt für die Linearisierung der Übertragungskurve einsetzen. Dazu ist es erforderlich, verschiedene Lautsprecherpositionen auszuprobieren, um diejenige herauszufinden, bei der die Kopplung zwischen Lautsprecher und Raummode zu dem gewünschten Ergebnis führt.
Das kann man mit Hilfe eines Simulationsprogrammes machen, sofern man sich die Mühe machen will und alle nötigen Parameter herausfindet und eingibt, oder wie nachstehend beschrieben, manuell.
Der betreffende Frequenzbereich wird über die Lautsprecherboxen wiedergegeben (am besten mit Hilfe der A-B Repeattaste am CD-Player). Als Quelle verwendet man spezielle Testplatten oder geeignete Ausschnitte aus Musikstücken.
Man selbst schreitet in gebückter Haltung (die Ohren müssen in gleicher Höhe wie beim Sitzen am Hörplatz sein) den Raum ab und markiert auftretende Minima und Maxima z.B. mit verschiedenfarbigen Papierschnipsel auf dem Fußboden. Das kann man jetzt mit verschiedenen Frequenzen machen und so bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wie der Raum an verschiedenen Punkten auf Anregung reagiert.
Eine probeweise Positionierung der Lautsprecherboxen, verbunden mit ebenfalls veränderten Hörpositionen, führt so gut wie immer zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Voraussetzung ist natürlich ein ausgeglichener Nachhallverlauf und die grundsätzliche Fähigkeit des Lautsprechers zur Darstellung des gewünschten Frequenzverlaufs in dem betreffenden Raum.

Wichtiger als eine Messung ist jetzt hier allerdings der subjektive Eindruck.
Ausschließlich meßtechnisch hier das Optimum zu finden, ist wegen der ausgeprägten Welligkeiten aufgrund der Raummoden in diesem Bereich sehr schwierig. In dieser Hinsicht beide Kanäle vom Amplitudenverlauf her deckungsgleich zu bekommen, ist normalerweise (wenn es sich nicht in jeder Hinsicht um eine absolut perfekte spiegelsymmetrische Anordnung handelt) fast unmöglich.

Hier sollte man sich daher etwas Zeit beim Einhören lassen und vor allen Dingen möglichst unterschiedliches Musikmaterial dazu benutzen.
Es bedeutet langfristig vertane Arbeit, Material und Zeit, wenn man den Raum nur auf seine ein bis zwei Lieblingsplatten hin optimiert.
Wenn dagegen argumentiert wird, daß man seine zwei Testplatten aber sehr genau kenne und genau wisse, wie die zu klingen haben, so stimmt dies in dieser Form bei genauerer Betrachtung meistens nicht (es sei denn, man war bei der Aufnahme selbst dabei und mit den dazu verwendeten Komponenten gut vertraut).
Eine betonte Raummode im alten Hörraum z.B. kann ein Tieftondefizit einer Aufnahme vom Pegel her optimal aufgefüllt haben, während im neuen, in dieser Hinsicht ausgeglichenem Hörraum bei gleicher Stelle ein Tieftondefizit, wie auch auf der Aufnahme vorhanden, festzustellen ist.

Wenn der Gesamteindruck halbwegs zufriedenstellend ist, sollte man sich daher ruhig einige Tage Zeit nehmen und querbeet seine Plattensammlung durchhören, bevor an der Lautsprecher- oder Hörposition wieder etwas verändert wird. Was die möglichen Lautsprecher- und Hörpositionen betrifft, so sollte man am besten alle diesbezüglichen Tipps und Argumente kritisch betrachten und selbst alle möglichen und unmöglichen Positionen ausprobieren.
Fast keine akustische Ortssituation ist erfahrungsgemäß mit einer anderen vergleichbar oder gar übertragbar, von den persönlichen Hörpreferenzen einmal ganz abgesehen. Hier hilft nur "Try-and-Error", da muß jeder durch, egal ob Laie oder Fachmann.

Einem Zuviel an Tieftonenergie, dem auch durch Umstellung der Lautsprecherboxen und Änderung der Hörposition nicht beizukommen ist, muß man mit Absorption begegnen.
Dazu bieten sich Plattenresonatoren bzw. klassische Helmholtzresonatoren an. Letztere haben den Vorteil, flexibler bzw. ortsverändlerlicher zu sein. Auch lassen sich diese schmalbandiger einsetzen und sind leichter abzustimmen. Ein Plattenresonator braucht eine gewisse Wandfläche, die da, wo man sie braucht, oft nicht zur Verfügung steht.
Ohne Meßmittel läuft hier allerdings gar nichts. Es sind viele Messungen nötig, um die richtige störende diskrete Frequenz herauszufinden.

Manche Probleme im Tieftonbereich haben aber nicht die Raummoden, sondern andere schwingfähigen Gebilde mit tiefer Eigenresonanz zu verantworten.
Dies können z.B. Rigipswände oder Schranktüren und -rückwände sein.
Es empfiehlt sich daher, einen langsamen Sinus-Sweep von 20Hz-300Hz durchzufahren. Am besten besorgt man sich einen per Hand durchstimmbaren Sinusgenerator, der an der Hifianlage angeschlossen, gehörmäßig eine genaue Detektierung der problematischen Frequenzen erlaubt.

Es ist schon manchmal erstaunlich zu hören, wer alles außer den Lautsprecherboxen sich an der Musikwiedergabe beteiligt.

Exkurs Abstrahlcharakteristik der Lautsprecherboxen:
Eine breite und gleichmäßige horizontale und vertikale Richtcharakteristik sorgt in einem großen räumlichen Bereich auch außerhalb der Hauptachse nicht nur für eine präzise Raum- und Klangdarstellung, sondern mit einer kontinuierlichen Schallabstrahlung außerhalb der Achse auch für eine gleichmäßige Anregung des Diffusschalls.
Eine eingeengte horizontale Richtcharakteristik hat sich klanglich nicht bewährt (kleiner Sweetspot, unnatürliches Schallfeld, Verfärbungen bei Kopfbewegungen usw.).
Manchmal wird als Argument für eine eingeschränkte horizontale Richtcharakteristik die Verhinderung von Wand- oder Kantenreflexionen genannt. Das läßt sich aber auf anderem Wege ohne Inkaufnahme o.a. Nachteile leicht verhindern.
Beim häuslichen Einsatz von Nahfeld-Studiomonitoren hat man es oft mit einer Einengung des Abstrahlwinkels in der vertikalen Ebene (durch z.B. ein elliptisch geformtes Hochtonhorn (waveguide) zu tun.
"Im Studiobetrieb soll dadurch die Vermischung von Direktschall und Kurzzeitreflexionen vom Pult (Kammerfiltereffekte) verringert werden.
Gleichzeitig wird der horizontale Hörbereich erweitert und damit wesentlich mehr Bewegungsfreiheit für den Toningenieur am Mischpult generiert." (nach K&H).
Im Heimbereich bringt die vertikale Einschränkung der Richtcharakteristik keinen Vorteil, sondern schränkt nur die Anzahl der möglichen Hörpositionen ein.